BirdVision® profitiert von Förderung

Seit Anfang 2018 entwickelt die Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH ein Kamerasystem zur Erfassung und Schutz von windkraftempfindlichen Vogelarten an Windenergieanlagen basierend auf einem neuronalen Deep-Learning Netzwerk als Teil der KI sowie einem intelligenten Tracking. Das System mit dem Namen „BirdVision®“ befindet sich derzeit an acht Windenergieanlagen in Betrieb und wird intensiv von Biologen gemonitort.

„Aufgrund des an uns herangetragenen Bedarfs weitergehender Anforderungen an BirdVision® unabhängig von der derzeit im Test befindlichen Basisversion haben wir uns entschieden, einen Förderantrag im Rahmen des 7. Energieforschungsprogramms an das Ministerium für Wirtschaft und Energie zu stellen,“ erläutert Geschäftsführer Markus Pubantz. „Insbesondere die Aufnahme weiterer Vogelarten in unsere Datenbank, die Bereitstellung eines freistehenden Systems sowie die Detektion von Fledermäusen sind wiederkehrende Forderungen aus der Branche, um Artenschutz und Windenergie zu vereinen sowie die emotional geführte Debatte zu diesem Thema zu versachlichen“. „Anfang Oktober 2019 ist der Förderbescheid bei uns eingetroffen. Bis zum 31.12.2021 heißt es nun entwickeln, weiterentwickeln und testen“, ergänzt Benjamin Friedle, ebenfalls Geschäftsführer der Bürgerwindpark Hohenlohe GmbH. „Wir hoffen nun, dass der Ausbau der Windenergie durch unsere künftigen Entwicklungen einen Schwung im Bereich der Bewertung und Berücksichtigung des Artenschutzes erleben wird“, so Friedle weiter.

Die geförderte Weiterentwicklung wurde dabei in sechs Themenschwerpunkte unterteilt:

  • Arbeitspaket 1: Klassifikation deutschlandweit vorkommender Vogelarten

Trotz unterschiedlicher Ansatzpunkte sowie der Verwendung von hochleistungsfähigen Grafikkarten aus dem Arbeitspaket 2, konnten bei der Klassifikation mehrerer unterschiedlicher (kleiner) Objekte, keine prozesssicheren Ergebnisse erzielt werden.

  • Arbeitspaket 2: Rechtzeitige Erfassung schnell fliegender windkraftempfindlicher Vogelarten

Durch die Optimierung der Kamerahardware konnte die Reichweite für windkraftempfindliche Vögel deutlich erhöht werden, um schnell fliegende windkraftempfindliche Vogelarten rechtzeitig zu erkennen. Auch die Untersuchungsgenauigkeit der Software konnte optimiert werden.

  • Arbeitspaket 3: Weitergehende Reduktion von Fehlauslösungen zur Schonung der Anlagentechnologie und zur Ertragsoptimierung

Der Stereoansatz in Verbindung mit dem 3-D-Tracking zeigt sich als erfolgreiches Ergebnis zur Reduktion von Fehlauslösern, sowie zur Ertragsoptimierung und Schonung der Anlagentechnologie.

Eine Vogelerkennung ist nun in einem Radius bis zu ca. 500 m um die Windenergieanlage möglich. Durch den 3-D-Trackingansatz konnten mit der Ausfilterung von zu nahen und zu fernen Objekten die Fehlauslöser auf einen kleinen Umfang minimiert werden.

  • Arbeitspaket 4: Ausgabe eines Flugbildes mit Geokoordinaten und freistehendes Monitoring- und Schutzsystem

Innerhalb der geförderten Weiterentwicklung von BirdVision® konnte eine kameraübergreifende Betrachtungsweise des Vogelflugverhaltens an Windenergieanlagen entwickelt werden. Die Ergebnisse werden in der Folge als Panoramabild dargestellt. Einzelne Flüge können so im 3-D-Raum ausgegeben und weiterverarbeitet werden. Eine Abschaltung der Windenergieanlage erfolgt Kameraübergreifend ohne Verluste von Schnittmengen im Überlappbereich.

Durch die Entwicklung des freistehenden Monitoring- und Schutzsystems steht der Prototyp einer autarken „Vogeldetektionseinheit“ zur Verfügung, der künftig weiter optimiert werden kann.

  • Arbeitspaket 5: Detektion von nächtlichen fliegenden Tieren wie Zugvögel und Fledermäuse
  • In diesem Arbeitspaket wurde erfolgreich eine Technologie entwickelt, die eine bildgebende Detektion von nächtlich fliegenden Tieren an Windenergieanlagen ermöglicht. Der Schwerpunkt wurde dabei auf Fledermäuse gelegt. Die am Markt verfügbaren Technologien ermöglichen nur eine geringe Erfassungsreichweite bei kleinen Öffnungswinkeln. Die Technologie kann künftig weiter optimiert werden.
  • Arbeitspaket 6: Prozessoptimierung der Verarbeitungshardware

Neuartige Technologien und Entwicklungen in der Bildverarbeitung konnten aufgegriffen und teilweise umgesetzt werden, um bessere Verarbeitungs- und Übertragungsleistungen zu realisieren.